Flechtatelier 
 
Annabelle  Hocke

Weidenanbau

Als leidenschaftliche Korbflechterin weiß ich, wie wichtig hochwertiges und gut aufbereitetes Material für das Flechten ist. Der eigene Anbau von Weiden bietet mir die Möglichkeit, meine Körbe besonders nachhaltig und nach meinen Vorstellungen zu fertigen. Im Folgenden gebe ich einen Einblick in meine Arbeit – vom Anbau über die Ernte und Trocknung bis zur Vorbereitung der Weidenruten fürs Korbflechten.


Anbau und Pflege

Der Aufbau einer Weidenanlage beginnt im frühen Frühjahr mit der Pflanzung von Stecklingen. Ich wähle die Sorten aus, die sich besonders gut für das Flechten eignen, wie beispielsweise die Purpurweide oder die Mandelweide. Die Stecklinge setze ich in feuchten, nicht zu nährstoffreichen Boden an einem sonnigen Platz. Weiden sind sehr anspruchslos, brauchen aber ausreichend Wasser, vor allem in der Wachstumsphase. Konkurrenzdruck durch andere Pflanzen können sie nur schwer ertragen, deshalb ist es wichtig, Beikräuter und Gras regelmäßig zwischen den Weiden zu entfernen. Die Stecklinge werden dicht in Reihen gepflanzt, damit möglichst lange, dünne und unverzweigte Ruten wachsen.
Eine Weidenanlage kann viele Jahre stehen. In den ersten 3-4 Jahren baut sich der Weidenstock immer weiter auf, ab dem 5. Standjahr startet der Vollertrag. Je nach Pflege und Gesundheit der Pflanzen kann eine Anlage 10-15 Jahre oder auch älter werden.


Ernte 

Die jährliche Erntezeit fällt bei mir auf den späten Winter bis sehr frühen Frühling, bevor die Weiden austreiben. In dieser Zeit hat die Weide keine Blätter und befindet sich in der Saftruhe, was die Voraussetzung für eine gute Rutenqualität ist. Ich schneide die Ruten mit einer scharfen Gartenschere möglichst bodennah ab und entferne alle Triebe. Das gewährleistet einen guten und gleichmäßigen Austrieb im Frühjahr. Würden einzelne Ruten stehen bleiben, würden vor allem Knospen am Ende dieser Ruten austreiben und man würde keine langen dünnen Ruten erhalten.


Sortierung

Nach der Ernte erfolgt eine sorgfältige Sortierung: Die Ruten werden nach Länge und Qualität unterteilt.
Diese Sortierung ist entscheidend, um später beim Flechten ein gleichmäßiges und ansprechendes Ergebnis zu erzielen.

Trocknung

Die frisch geernteten Weidenruten müssen langsam und schonend getrocknet werden, um ihre Qualität zu erhalten.
Die Dauer der Trocknung variiert je nach Dicke der Ruten und der Luftfeuchtigkeit, meist dauert es etwa 3-4 Monate. Ich stelle sie in eine luftige Scheune oder wenn es schneller gehen soll, auch mal in den Heizraum.
Manchmal trockne ich die Ruten auch nur teilweise, je nachdem, ob ich sie frisch oder halbtrocken weiterverarbeiten möchte.

Vorbereitung

Bevor ich mit dem Flechten beginne, überlege ich mir, welche Ruten in welcher Länge und Menge ich benötige. Dann sortiere ich mir aus dem entsprechenden Längenbündel die passenden Ruten raus, so dass diese möglichst gleichmäßig sind in der gewünschten Stärke.
Die sortierten Ruten weiche ich anschließend in Wasser ein. Die Einweichdauer richtet sich nach Sorte, Rutenlänge und Wassertemperatur, d.h. je kürzer die Ruten und je wärmer das Wasser, desto kürzer die Einweichzeit. Zwischen 3 Tagen und 3 Wochen kann daher das Einweichen dauern.
Durch einen Biegetest am Rutenende bestimme ich, wann die Ruten aus dem Wasser kommen. Dann trocknen sie etwas ab, bevor ich sie in ein Laken wickle und noch einmal über Nacht weglege. Dieses Ruhen bewirkt eine bessere Flexibilität. Gleichzeitig festigt sich die Rinde wieder etwas und reibt sich weniger leicht ab.


Überblick über die angebauten Sorten

Im Laufe der Zeit habe ich viele verschiedene Weidensorten gesammelt. Einige sind bekannte Flechtsorten, andere habe ich angepflanzt, um sie auf ihre Flechteigenschaften zu testen. Ich verkaufe jedes Jahr im Winter Stecklinge. Wenn ihr also gerne auch Weide anbauen möchtet, schreibt mir gerne eine Email oder ruft mich an.


Salix triandra

  • Yellow Villaine
  • Black Maul
  • Grisette Emilien

Salix purpurea

  • Nana
  • Carl Jensen
  • Packing Twine
  • Bleu
  • Green Dicks
  • Helix 
  • Art
  • Ural

Salix viminalis

  • Korbweide
  • Continental


Salix rubens

  • Flanders Red
  • Roter Belgier






Salix alba

  • Britzensis
  • Vitellina


weitere Sorten

  • Salix fragilis Welsh White
  • Salix americana
  • Salix smithania Küblerweide
  • Salix daphnoides
  • Salix nigricans
  • Salix pentandra Lorbeerweide
  • Salix koryanagi
  • Bourdialla
  • Salix rubra Harrisons



Neu aufgepflanzt im Februar 2025: Salix purpurea "Dicky Meadows", "Brittany Blue", "Dark Dicks", "Richartii", "Loussouarna" und "Leicestershire Dicks", sowie Salix triandra "Noir de Challans".

Mein Ziel ist es, eine große Bandbreite sowohl an Farben, als auch an Flechteigenschaften zur Verfügung zu haben. Ich bin begeistert von der Vielfalt der Weidenarten und -sorten!


Sortenbeschreibungen

Yellow Villaine - Salix Triandra
Eine wohl eher seltene Sorte, die ich von einer Baumschule bezogen habe. Die Sorte ist - wie die meisten Mandelweiden - sehr wüchsig und wächst im ersten Jahr eher verzweigt. Die Rindenfarbe ist gelb-braun. Die dickeren Ruten eignen sich sehr gut, um Ringe zu biegen. Sie sind weich, knicken trotzdem aber nicht allzu leicht. Außerdem sind die Ruten auch noch im mittleren und oberen Bereich recht dick, so dass Anfang und Ende des Ringes sich gut zusammenfügen lassen und die Unterschiede gering sind.

Flanders Red- Salix rubens
Salix rubens ist die Bezeichnung für die Kreuzung von Salix Alba und Salix Fragilis. Flanders Red ist eine Sorte, die ebenfalls sehr wüchsig ist. Für schöne unverzweigte Ruten in mittlerer Größe wird sie am besten in einem dichten Verband gepflanzt. Auch ein Rückschnitt im Mai kann helfen, zartere Ruten zu erzeugen. Flanders Red ist im frischen Zustand rot-grün, getrocknet entwickelt sich eine sehr schöne dunkelrot-braune Farbe. Wenn sie wieder eingeweicht verflochten wurde, bekommt sie einen sehr schönen, besonderen Glanz.

Green Dicks- Salix purpurea
Eine meiner Favoriten- sie bringt viele sehr schlanke Ruten in mittlerer Größe hervor- genau das, was man zum Korbflechten in Mengen benötigt! Die Farbe des fertigen Geflechtes ist ein blasses hellgrün. Die Ruten sind purpurea-typisch flexibel, aber eher härter.

Amerikanerweide- Salixa americana
Eine weit verbreitete Sorte, die in großem Maßstab angebaut wird, v.a. für geschälte Ruten. Sie hat einen sehr schönen rötlichen Blattaustrieb, der allerdings auch etwas frostempfindlich ist. Bei mir zeigt sie sich sehr wuchsstark, so dass ich bisher die dicken Weidenruten vor allem zum Ringe biegen nutze. Ich mag sehr, dass die Farbe (Rot-Braun) meiner selbst angebauten Ruten deutlich mehr Nuancen zeigt, als die im Handel zukaufbaren.

Carl Jensen- Salix purpurea
Die Sorte ist nach ihrem dänischen Züchter Carl Jensen benannt. Die Weide wächst sehr schlank und lang, in den ersten Jahren verzweigt sie sich auch. Ich habe die Empfehlung gelesen, sie möglichst dicht zu pflanzen, daher wächst sie bei mir in Doppelreihen. Sie hat frisch eine sehr schöne gelbe bis gelb-grüne Farbe, lange schmale Blätter ähnlich der Uralweide. Getrocknet und geflochten zeigt sie sich hellgrün-grau.